Jeder Kuhfladen ein kleines Kraftwerk

Das Dorf Asche in Süd-Niedersachsen kann den Winter gelassen erwarten. Dank Biogas und Nahwärmenetz sinken die Energiepreise dort sogar. Ein Modell für andere Regionen?

Fotos: Martin Steger

Sorgen hat Martin Sperschneider derzeit genug. Er geht durch den Rohbau, der schon bald ein Traumhaus sein soll, steigt über Kabel, Folien und Rohre. Zu Weihnachten möchte der 32-Jährige mit Frau und Sohn eingezogen sein. 157 Quadratmeter, Dorfrandlage. Doch bis dahin gibt es noch viel zu tun: die Solarfläche auf dem Dach, die Elektrik, der Innenausbau.

Eine Sorge hat Martin Sperschneider hingegen nicht: den Winter. „Das Thema Heizen ist für mich zum Glück abgehakt.“

Der Grund dafür liegt in einer Baugrube neben dem Haus: ein schwarzes Rohr. Am Vormittag waren Installateure da, haben zwei Schweißnähte gesetzt. Nun ist das Haus an das Nahwärmenetz des Dorfes angeschlossen. Und Martin Sperschneider unabhängig von Erdgas.

In Asche, einem Ortsteil der Stadt Hardegsen im Süden Niedersachsens, hat man geschafft, was sich viele Kommunen und Haushalte in Deutschland derzeit wünschen: wegzukommen vom Erdgas. Eine Biogasanlage und ein Hackschnitzelkessel versorgen seit zehn Jahren ein Nahwärmenetz, etwa drei Viertel der Haushalte sind angeschlossen. Newsletter

Während im ersten Halbjahr der Gaspreis in die Höhe schoss und sich Menschen wegen der Gasumlage vor einem kalten Winter sorgen, verkündete man in Asche Ende vergangenen Jahres eine Preissenkung um acht Prozent. Nun kostet die Kilowattstunde Wärme 5,8 Cent – auch für Neukunden. Könnte das niedersächsische Dorf zeigen, wie eine dezentrale und krisenresiliente Alternative zu Erdgas aussehen könnte? Ein Rezept für die Republik?

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Erschienen am 29. August 2022 auf ZEIT ONLINE.