Wenn die Hitze kommt

Dürre im Flachland, Regengüsse in den Mittelgebirgen: Wetterextreme treffen Deutschland regional unterschiedlich. Ein Forschungsprojekt aus Freiburg hilft Kommunen, damit umzugehen

Eigentlich trägt Hartmut Fünfgeld an heißen Tagen kurze Hose und T-Shirt. Nicht an diesem Tag: Im sportlichen Anzug steht er an einem Juliabend vergangenen Jahres im Kurhaus von Bad Krozingen, einer Kleinstadt südlich von Freiburg. Fünfgeld, schlaksig, freundliches Gesicht, hält ein Mikrofon in der Hand. Vor ihm sitzen der Bürgermeister, Vertreter des Tiefbauamts, der Ortsfeuerwehr, der Lokalpresse, die Leiterin eines Pflegedienstes. Heute geht es um die Zukunft der Stadt.

Gerade haben sie eine Animation auf der Leinwand angesehen, sie zeigte die Veränderung der Oberflächentemperatur der Erde, von 1884 bis heute. Farbkleckse aus Blau, Weiß, Gelb und Rot waberten über eine Weltkarte, wie ein Gemälde im Entstehen. Ab 1980 wich das Blau aus vielen Regionen. Ab 2000 färbte sich Mitteleuropa zunehmend rot. Ab 2018 war es totenstill im Saal.

Dann Fotos aus Bad Krozingen: das überschwemmte Gleisbett der Zugstrecke Freiburg–Basel und ein ICE, der sich durch die braune Brühe schiebt wie ein Boot. Ein ausgetrocknetes Flussbett, in dem sich sonst der Neumagen durch den Kurpark schlängelt. Und Bäume, die sich quer über eine Straße stapeln, vom Wind umgeworfen wie Streichhölzer. Nun sagt Hartmut Fünfgeld ins Mikrofon: „Wie soll Bad Krozingen im Jahr 2050 aussehen?“

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Erschienen am 14.07.2022 im STERN