Herr der Küste

Der steigende Meeresspiegel und Sturmfluten graben Tansanias Inseln die Küste ab. Mbarouk Omar versucht, seine Heimat zu erhalten – mit Mangroven

Fotos: Éric Vazzoler

Die Häuser auf Njao sind aus Lehm, irgendwann werden sie weggespült. Nur drei Meter ragt die kleine Insel aus dem Meer empor, und der Meeresspiegel steigt, jedes Jahr ein bisschen. Die Wellen nagen an der Küste, ziehen den Sand hinaus ins Meer, reißen Brocken aus dem Ufer, bald werden es erste Bäume sein, dann vielleicht eine Hütte, die Schule, der Wassertank. Das ist nur eine Frage der Zeit – und die ist damit Mbarouk Omars größter Feind.

Seine Schritte sind schnell, als er einem sandigen Pfad zu einer Ansammlung von Häusern folgt. Links und rechts von ihm ragen Sträucher empor, Papayas, Orangenbäume. Hühner picken im Sand, dahinter das Meer, auf beiden Seiten kann man es sehen, so schmal ist die Insel. Richtung Westen liegt die Festlandküste von Tansania, in Richtung Osten, nur durch einen Meerstreifen getrennt, ragt ein grüner Rücken aus dem Meer hervor: Pemba – neben Sansibar eine der beiden Hauptinseln Tansanias.

Wie überall auf der Welt sind auch die Inseln vor Tansanias Küste durch den Klimawandel bedroht. Obwohl das Land nur für 0,03 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, spüren die Menschen den Effekt der Erderhitzung hier mit am stärksten: Küsten werden weggespült, Reisfelder versalzen, Siedlungen müssen umziehen.

Ein Prozess, der kaum aufzuhalten ist. Doch den man zumindest verlangsamen kann. Wenn man schnell ist.

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Erschienen am 17.06.2022 in natur. Zum Beitrag (PDF).