Wenn ein Gewitter aufzieht, meist von Südwesten, vom Schwarzwald her, und Hagelschlag droht, hastet ein Pilot am Stuttgarter Flughafen zu seiner zweimotorigen Cessna. Er startet und steuert seine Maschine unter die Gewitterzelle, dorthin, wo die Aufwinde am stärksten sind. Dann beginnt er, seine Ladung zu verbrennen: 36 Liter Silberjodid-Aceton-Gemisch, das in zwei silberne Metallkörper gefüllt ist, unter jeder Tragfläche einer. Eine kleine Flamme sticht aus jedem Rohr.
Im Hochsommer, wenn genügend Feuchtigkeit und Hitze in der Luft liegen, spielt sich diese Szene an vielen Orten der Welt ab. „Hagelflieger“ steigen in der Steiermark, in North Dakota, im Süden Argentiniens oder bei Rosenheim auf. Cloud-Seeding , das „Impfen“ der Wolke mit Silberjodid, wird überall dort angewandt, wo Hagelschauer drohen, großen Schaden anzurichten: über den Anbaugebieten von Obst, Wein und Getreide, über dicht besiedelten Regionen mit viel Blech und Glas oder dort, wo Millionen Euro geparkt stehen, über den riesigen Außenlagern der Autohersteller.
Und vor allem dort, wo Menschen an die Methode glauben. Denn dass sie tatsächlich funktioniert, ist wissenschaftlich nicht bewiesen.